Der beste Vorgänger, den man sich wünschen kann

Nachfolge mit Pachtvertrag

Von langer Hand geplant war die Unternehmensnachfolge bei Augenoptikermeisterin Ilka Teigeler. Sie war schon sieben Jahre als Geschäftsführerin tätig, bevor sie 2012 die Nachfolge bei Optik Breiderhoff in Herten angetreten hat. Die Idee, den Betrieb eines Tages zu übernehmen, wurde schon bei der Bewerbung geboren.

Frischer weiblicher Wind

Seit Ilka Teigeler vor rund 20 Jahren ihre Meisterprüfung als Augenoptikerin ablegte, juckte es der jungen Frau in den Fingern, mit all dem Gelernten selbst etwas zu gestalten. So stach ihr das Stellenangebot aus Herten ins Auge.

Nachfolgerin Olka Teigeler

Ilka Teigeler | Foto: Jessica Zubala

Der damalige Inhaber von Optik Breiderhoff suchte gezielt nach einer Frau als Geschäftsführerin, die bereit war, eines Tages in seine Fußstapfen zu treten: „Weil er einfach glaubte, dass frischer weiblicher Wind im Betrieb guttut, und ich glaube, dass er das auch nie bereut hat.“ So fiel schon im Bewerbungsgespräch die Frage, ob sie sich auch vorstellen könnte, den Betrieb einmal zu übernehmen. Klar, konnte sie!

Heute sagt Ilka Teigeler: „Ich hatte den besten Vorgänger, den man sich wünschen kann.“ Denn damit seine Spuren nicht zu groß wurden, hat Altfrid Breiderhoff die junge Geschäftsführerin von Beginn an in viele Entscheidungen einbezogen. So wuchs sie langsam in die neue Verantwortung hinein. Sei es bei der Personalauswahl oder beim Brilleneinkauf. Nach sieben Jahren als Geschäftsführerin wurde es dann ernst. Und es fiel die endgültige Entscheidung, den Betrieb zu übernehmen.

Best Practice Nachfolgerin

Unternehmen      Optik Breiderhoff Herten e. K.
Nachfolgerin        Ilka Teigeler, Augenoptikermeisterin
Branche                 Fachgeschäft Augenoptik
Übernahme           2012
Beschäftigte         5

www.breiderhoff-herten.de

Für die Übernahme wurde ein Pachtvertrag ausgehandelt, bei dem die Nachfolgerin das Geschäft samt Ausstattung von ihrem Vorgänger pachtete. Anders als beim Kauf ist man als Pächterin nicht die Eigentümerin. Die Instandhaltung und Renovierung der Geräte waren inklusive. Der große Vorteil der Pacht im Vergleich zum Kauf besteht im wesentlich geringeren Kapitalbedarf. „Mein Steuerberater war zunächst gar nicht glücklich über diese Lösung. Weil man ja nichts Eigenes hat. Aber auf der anderen Seite war ich fast von Anfang an schuldenfrei. Ich habe nur die Ware übernommen, was über eine Bank finanziert wurde. Ich fühlte mich damit wohl und für mich war das Risiko dadurch kalkulierbar.“

Start ohne Unternehmerinnen-DNA

Zudem bleibt ihr auf diese Weise Altfrid Breiderhoff als Ansprechpartner und Unterstützer erhalten. Wenn immer Ilka Teigeler Probleme oder Fragen hatte, konnte sie sich Rat von dem erfahrenen Geschäftsmann einholen. Das war sehr wichtig für die Jungunternehmerin, denn in ihrer Familie gab es keine Selbständigen, so dass ihr unmittelbare Vorbilder fehlten.

Besonders gezeigt hat sich das beim Umgang mit den Höhen und Tiefen als Unternehmerin: „Ich hatte einen sehr guten Start. Die Auftragslage war sehr, sehr gut im ersten Jahr und das hat mich damals extrem beruhigt“, sagt Teigeler. Aber sie musste auch lernen, Krisen zu managen: „Wenn es mal drei Monate nicht so gut läuft, muss man begreifen, dass man dann nicht gleich pleitegeht. Das ist nicht leicht, wenn man nicht aus einer Unternehmerfamilie kommt und nicht weiß, dass man bei Flauten nicht den Kopf in den Sand stecken darf.“

Corona hat mich stark gemacht

Genau das hat sie inzwischen gelernt: Als mit Corona plötzlich alles stillstand, durfte sie ihr Geschäft zwar weiter öffnen, allerdings blieben die Kunden komplett aus. „Das war eine harte Zeit. Im März und April letzten Jahres sind hier viele Tränen geflossen, weil wir nicht wussten, ob das das Ende war. Aber die Corona-Krise hat mich stark gemacht!“

„Man muss für die Sache brennen und die Sache gerne machen. Nur des Geldes wegen würde ich es nicht machen. Ich bin mit dem Betrieb nicht unbedingt reich geworden. Aber man kann glücklich damit werden.“

Die finanzielle Unsicherheit und die Verantwortung für ihre Beschäftigten sieht die Unternehmerin nach wie vor als große Herausforderung. Dennoch genießt Ilka Teigeler heute auch die Freiräume, die sie als Unternehmerin hat und vertraut dabei auf ihr gutes Team. Als Ende letzten Jahres ihr erster Pachtvertrag auslief, musste sie nicht lange überlegen. Ilka Teigeler bleibt Unternehmerin und hat einen neuen Pachtvertrag abgeschlossen.