Jahrelang gespart für die Übernahme

Uta Hansen ist jetzt in Ascheberg die Chefin der Buchhandlung

Nachfolgerin Toni Petschulat

Buchhändlerin Uta Hansen hat 2022 eine kleine Buchhandlung in Ascheberg übernommen. | Foto: Beate Fleck

Buchhändlerin – das erscheint für viele Leseratten als ein Traumberuf. Grenzenloses Schmökern, immer umgeben von Meisterwerken und stets auf dem Laufenden bei modernen Bestsellern. Doch der Buchhandel hat auch seine Schattenseiten. Gezahlt wird dort nach Einzelhandelstarifen und die sind nicht üppig. Auch die Margen für Händler*innen sind im Vergleich zur Mode oder anderen Branchen eher gering. Und die Konkurrenz durch den Onlinehandel erscheint übermächtig.

Best Practice Nachfolgerin

Unternehmen             Dat Uelken
Nachfolgerin               Uta Hansen
Branche                       Buchhandlung
Übernahme                 2022
Beschäftigte                2

www.datuelken.de

Doch zum Glück ist die Liebe zu Büchern oft stärker. Das war auch so, als Uta Hansen Anfang 2022 den kleinen Buchladen in Ascheberg übernommen hat, in dem sie seit 16 Jahren gearbeitet hatte. Schon vor 20 Jahren begann sie Geld zur Seite zu legen, um später auf den Moment der Übernahme vorbereitet zu sein. Dennoch spürte sie auch Gegenwind, als es dann so weit war und die Vorbesitzerin das Geschäft übergeben wollte: „Die Banken und Steuerberatungen waren eher skeptisch, als sie die Zahlen gesehen haben. Einen Businessplan brauchte ich dennoch nicht. Ich war bei drei Banken und die haben alle gesagt, klar machen wir, weil ich ja auch Eigenkapital hatte. Die haben mich nur ein wenig bemitleidet, weil Buchhandel zwar viel Arbeit, aber wenig Geld bedeutet.“

Geschäftliche Infrastruktur erhalten

„Auch wenn der Laden mit 45 Quadratmetern ziemlich klein ist und das Einzugsgebiet von Ascheberg nur rund 20.000 Menschen zählt, blieb die engagierte Buchhändlerin bei ihrer Entscheidung und machte sich an die Arbeit. Als äußeres Zeichen der Übernahme mussten ein neuer Name und ein Logo her. Nach vielem Überlegen nahm sie sich dann die Eule zum Vorbild, die als Symbol der Weisheit in der griechischen Mythologie vielen Buchhandlungen Pate steht. Einzigartigkeit bescherte ihr hier die plattdeutsche, verkleinerte Version „Dat Uelken“.

Logo Dat UelkenDas Logo gab sie hoffnungsvoll bei einer Kinderbuchillustratorin in Auftrag und wurde enttäuscht: „Sie hat drei Monate gebraucht und hat mir die drei hässlichsten Zeichnungen geschickt, die ich jemals gesehen habe. Bezahlen musste ich trotzdem. Dann habe ich selber angefangen, Eulen zu malen. Ich habe mehr als 120 Eulen gemalt und anschließend 60 oder 70 davon mit verschiedenen Farben koloriert. Und jetzt habe ich eine, die mir gut gefällt.“ Das Ergebnis ist eine freundliche, pummelige Eule, die nun mit ihren großen Augen die Kundinnen und Kunden willkommen heißt.

„Tipps für andere? Eher nicht, aber Frauen sollten nicht so viele Ängste haben und sich trauen – sich etwas zutrauen. Traut euch! Das ist meine Botschaft an andere Frauen, aber nicht kopflos.“ Uta Hansen, Buchhändlerin

Angenommen wird der kleine Buchladen von der Kundschaft nach wie vor sehr gut. Die Menschen in Ascheberg wissen es zu schätzen, dass ihnen durch die Nachfolge ein wichtiges Stück örtlicher Infrastruktur erhalten geblieben ist: „Fast alle, die ins Geschäft kommen, sind Stammkundinnen und -kunden. Ich kenne sie alle mit Namen und ihren Vorlieben, weiß wie viele Kinder sie haben und wie der Hund heißt. Es ist sehr persönlich hier und viele Leute waren bei mir, um zu sagen, dass sie sich gefreut haben, dass der Laden weiter besteht. Das war sehr schön.“ So blieben der kleinen Stadt neben dem Zugang zu Büchern auch zwei Arbeitsplätze und ein genutztes Ladenlokal erhalten.

Dahinter steckt das unermüdliche Engagement von Uta Hansen. Sie arbeitet im Vorstand des örtlichen Kulturvereins mit und hat sich mit ihrem Team frühzeitig um den Service rund ums E-Book gekümmert. So kommt ihre Kundschaft einfach kurz ins Geschäft, wenn das digitale Lesewerk nicht geladen werden kann. Ein Angebot, das es bei großen Internetshops nicht gibt.

Neben den gängigen Bestsellern finden sich viele Kinder- und Jugendbücher in den Regalen, hinzu kommt das wenig attraktive Schulbuchgeschäft. Die erfahrene Buchhändlerin kennt ihre Branche insgesamt seit fast 30 Jahren und weiß genau, auf was sie sich eingelassen hat. So blickt sie nach der Übernahme auch weiter optimistisch in die Zukunft: “Für ein Fazit ist es nach einem guten halben Jahr noch zu früh. Aber bislang ist es gut gelaufen und ich würde gerne noch 15 Jahre hier arbeiten.“ Alle Leseratten oder -eulen in Ascheberg werden es ihr danken.